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Flugmuseum Messerschmitt

Verantwortlicher Autor: Andi Schmidt München (D), 27.12.2019, 14:11 Uhr
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Messerschmitt Bf-109
Messerschmitt Bf-109  Bild: Andi Schmidt www.andi-schmidt-aviation.de

München (D) [ENA] In 2019 gab es nur an vier Terminen die Möglichkeit das *Flugmuseum Messerschmitt* zu besichtigen. Allgemein ist man von Museen doch einen nahezu unbeschränkten Zutritt an fast allen Tagen des Jahres gewohnt. Jedoch das *Flugmuseum Messerschmitt* ist sehr speziell, vor allem sein Standort.

Das Flugmuseum befindet sich im Betriebsgelände von *Airbus Defence and Space* am Fliegerhorst Manching, einem Militärflugplatz mit ziviler Mitnutzung und einer Entfernung von etwa acht Kilometer südöstlich von Ingolstadt. Aufgrund der hohen Sicherheitseinstufung der Betriebsanlage von *Airbus Defence and Space* wird Personen mit Staatsbürgerschaft von Ländern der *Staatensperrliste des Bundeswirtschaftsministeriums* der Zutritt generell verwehrt. In der Liste sind unter anderem die Staaten Afghanistan, Algerien, Bosnien und Herzegowina, China, Irak, Iran, Kosovo, Libanon, Libyen, Pakistan, Sudan, Syrien, Russische Föderation und weitere genannt.

Bf-108 / Wartung am Standort Manching
Argus Motor
Bf-108 / Hahnweide 2011
Hispano Aviacion HA-200 D Saeta
Turbomeca Marbore II-M21
HA-200 D / ILA Berlin 2014

Flugpionier Willy Messerschmitt

Ebenso erhalten Personen unter 16 Jahren ohne Ausnahme keinen Zutritt zum Standort. Deshalb ist eine Voranmeldung per Email zu den Besuchertagen auf der Webseite des Flugmuseums zwingend erforderlich, kontrolliert wird hierzu der Lichtbildausweis und die zugeteilte Anmeldenummer an der Pforte von *Airbus Defence and Space*. Die Besuchergruppe von etwa 50 Personen wird per Bus direkt vor dem Hangar des *Flugmuseum Messerschmitt* gefahren. Im Hangar führt ein Mitarbeiter des Museums durch die etwa zwei Stunden dauernde Besichtigung. Zu sehen gibt es nahezu alle Produkte aus der Schaffenszeit des Ingenieurs und Konstrukteurs Willy Messerschmitt. Durch intensive Wartungsarbeiten sollen die Exponate voll funktionsfähig und flugtüchtig bleiben.

Wer war dieser Messerschmitt? Sein Leben begann 1898 in Frankfurt am Main und endete 1978 in München. Er war verheiratet aber blieb jedoch ohne Nachkommen. Bereits mit zehn Jahren baute er Flugzeugmodelle und später, noch als Schüler, Gleitflugzeuge, die er mit Freunden selber wagemutig ausprobierte. Segelflugzeuge prägten bereits in diesen jungen Jahren entscheidend seinen künftigen Lebensweg. Nach dem Abitur folgte der Militärdienst im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg studierte er Ingenieurwissenschaften an der *Technischen Hochschule München* und gründete noch während des Studiums seine erste Firma die *Messerschmitt Flugzeugbau* in Bamberg. Seine ersten Konstruktionen gewannen zahlreiche Segelflug-Wettbewerbe.

Bf-109 / Teveren-Geilenkirchen 2012
Bf-109 / Tannheim 2010
Bf-109 / Zeltweg 2011

Vorbild für modernen Flugzeugbau

Ab 1926 arbeitete Messerschmitt mit den *Bayerischen Flugzeugwerken* zusammen, entwickelte als Chefkonstrukteur das schnellste Motor-Verkehrsflugzeug jener Jahre. Bedingt durch drei Abstürzen seiner zwölfsitzigen Maschinen fehlten weitere Aufträge und durch die *Weltwirtschaftskrise* gingen die *Bayerischen Flugzeugwerke* in Konkurs. Durch Bürgschaften in Millionenhöhe seiner Ehefrau Lilly, Tochter eines reichen Finanziers aus Bamberg, konnte er seine *Messerschmitt Flugzeugbau* sowie die Reste der *Bayerischen Flugzeugwerke* in seine Neugründung *Messerschmitt AG* umwandeln.

1934 entwarf Willy Messerschmitt die *Bf-108*, die damals neue Maßstäbe im Leichtbau setzte und als Vorbild für modernen Flugzeugbau noch heute gilt. Seine Entwicklung des automatischen Vorflügels mit rein mechanischer Klappensteuerung war in dieser Form und Auslegung zur Verbesserung der Luftströmung der Tragfläche bei niedrigen Geschwindigkeiten revolutionär. Mit dem luftgekühlten Hirth-Achtzylindermotor, der bis zu 300 km/h Geschwindigkeit erlaubte, das Einziehfahrwerk und die vier Sitzplätze machte die deutsche Fliegerin *Elly Beinhorn* die *Bf-108*, mittlerweile von ihr als *Taifun* bezeichnet, durch zahlreiche Rekordflüge weltbekannt.

Me-262 / Standort Manching
Me-262 / ILA Berlin 2016
Me-262 / ILA Berlin 2016

Flugzeugbau im Zweiten Weltkrieg

Die Vorzeichen des *Zweiten Weltkrieg* waren bereits gesetzt, der erstarkte Nationalsozialismus herrschte deutlich in Deutschland; schickte der nunmehr der Partei beigetretene Messerschmitt seinen Entwurf der *Bf-109* als Jagdflugzeug ins Rennen. Als starker, erfolgreicher Favorit um die Ausschreibung eines neuen Standardjägers für die Luftwaffe. Dieses schnelle Jagdflugzeug erflog den damaligen Geschwindigkeitsweltrekord für Landflugzeuge. Durch das herrschende Regime waren ausreichend weitere finanzielle Mittel und die Arbeitskraft von zahllosen Zwangsarbeitern vorhanden. Weitere Prototypen wurden entwickelt und angefertigt. Darunter das erste serienproduzierte Flugzeug mit Turbinen-Luftstrahltriebwerk: Die *Me-262*.

Nach Kriegsende 1945 und einer vorübergehenden Internierung /Freiheitsentzug wurde er im Entnazifizierungsverfahren der Siegermächte 1948 als *Mitläufer* eingestuft und musste zunächst von seinem wichtigsten Lebensziel, nämlich dem Flugzeugbau, aus politischen Gründen Abstand nehmen. Aus heutiger Sicht ist es schwer einzuschätzen, wie die Entwicklung im Flugzeugbau zu Friedenszeiten abgelaufen wäre. Zu Beginn der Kriegsmaschinerie waren Geldmittel und Arbeitskraft fast unbegrenzt zur Verfügung gestanden. Die Kreativität im Ingenieurswesen und Konstruktion konnte voll ausgelebt werden. Zurück bleibt nach dieser Zeit meist ein beschädigter Ruf und Image.

Bf-108 / Hahnweide 2009
Bf-108 / Friedrichshafen 2013
Bf-108 / Friedrichshafen 2013
Bf-108 / Hahnweide 2011
Hispano Aviacion HA-1112 Buchon / Hahnweide 2019
Spanische Weiterentwicklung der Bf-109 G-2

MBB setzt neuen Maßstab mit dem Bo-105 Hubschrauber

In dieser nachfolgenden Zeit produzierte Messerschmitt unter anderem Fertighäuser, Bügeleisen, Nähmaschinen und den *Messerschmitt Kabinenroller*. Ab 1951 konnte er wieder in Spanien als Berater für die Luftfahrt tätig werden. In dieser Zeit entwickelte und baute er für die spanische Firma Hispano Aviacion den zweistrahligen Trainer und leichtes Erdkampfflugzeug vom Typ HA-200. Mitte der fünfziger Jahren in Deutschland wieder für die Bundeswehr bzw. Luftwaffe, hier speziell den Lizenzbau der *Fiat G.91*.

Bis zum Lebensende war Messerschmitt Teilhaber der *Messerschmitt-Bölkow-Blohm Gruppe* Kurzform *MBB*, die unter massiven politischen Druck 1968 aus den drei Einzelfirmen fusionieren musste. 1998, zur Würdigung des Lebenswerkes ihres Stifters hat die Messerschmitt-Stiftung anlässlich der 100. Wiederkehr des Geburtstages -* Airbus Defence and Space - Das Flugmuseum Messerschmitt* eingerichtet. Weitere Millionenbeträge wurden zur Restaurierung von historisch wertvollen Kunst- und Kulturdenkmälern aufgewendet. Übrigens: Den Weltrekord an absolvierten Flugstunden mit dem Flugzeugtyp *Bf/Me-109* stellt immer noch Walter Eichhorn von den *Living Legends of Aviation*.

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